Schüchternheit überwinden: Die 3 besten Übungen & Tipps
Du merkst, wie Dein Gesicht rot anläuft, Deine Stimme wird zittrig und Deine Hände schwitzig. Du hast das Gefühl, dass alle im Raum Dich anstarren und möchtest am liebsten einfach nur im Erdboden versinken. Deine Gedanken rasen: „Beruhig Dich endlich! Ist doch alles halb so schlimm?!“, sagt die kritische Stimme in Deinem Kopf.Aber das macht es natürlich alles nur noch schlimmer. Ein echter Teufelskreis.
Wenn Du diese oder eine ähnliche Situation kennst, dann bist Du wahrscheinlich ein eher schüchterner Mensch, der nicht besonders gerne im Mittelpunkt steht. Allerdings sind diese letztlich unnötigen Angstzustände alles andere als angenehm und sie machen Dir das Leben in so manchen Situationen nur unnötig schwerer.
Deshalb lernst Du hier, wie man an Schüchternheit arbeiten und diese überwinden kann
Wir werden uns hier im Detail damit befassen, wie Du Deine Schüchternheit überwinden kannst und im selben Atemzug mehr Selbstvertrauen & Selbstbewusstsein aufbaust, damit solche unangenehmen Situationen für immer der Vergangenheit angehören.
Die 4 psychologischen Ursachen für Schüchternheit
Oftmals entsteht Schüchternheit in der Kindheit bzw. aufgrund unserer Erziehung. Wenn Deine Eltern Dich zum Beispiel für Fehler gerügt haben, anstatt Dir Verständnis zu zeigen und ruhig zu erklären, wie Du etwas besser machen kannst. Oder wenn Deine Eltern Dich immer nur für gute Leistung belohnt haben, aber niemals einen ehrlichen Versuch wertgeschätzt haben.
So etwas nagt an unserem Selbstwertgefühl & Selbstvertrauen enorm und begünstig damit die Entwicklung von Schüchternheit! Das alleine ist aber selten die einzige Ursache für Schüchternheit. Schauen wir uns deshalb jetzt erstmal die vier häufigsten/größten Ursachen für Schüchternheit an, bevor wir uns im nächsten Schritt dann genauer damit befassen, wie man Schüchternheit überwindet.
Ursache 1: Mangelndes Selbstvertrauen
Oftmals haben schüchterne Menschen Angst davor, etwas nicht zu können. „Ich bringe einfach keinen geraden Satz heraus, wenn ich mit einer Frau spreche.“ „Ich kann keinen Vortrag halten, ohne zu stottern.“ Die Angst davor zu Scheitern oder einen Fehler zu machen führt dann dazu, dass sich die Symptome der Schüchternheit & der Unsicherheit sogar noch verstärken.
Das Fiese an der Schüchternheit ist, dass sie Dich in den Momenten, in denen es darauf ankommt, all Deine Talente und Fähigkeiten vergessen lässt und es Dir deshalb plötzlich an Selbstvertrauen zu fehlen schein.
Deshalb: Auch wenn Du Dich bei der Präsentation bspw. mal verhaspeltest, verliere in diesem Moment trotzdem nicht Deinen Humor. Diesen kannst Du nämlich zu Deinem Vorteil nutzen. Aber dazu musst Du Dich an Deine Fähigkeiten erinnern, um aus ihnen mehr Selbstvertrauen schöpfen zu können.
Ursache 2: Ein geringes Selbstwertgefühl
Vielleicht haben Deine Eltern Dich oft dafür kritisiert, dass Du so „still“ bist. Vielleicht haben sie auf der anderen Seite Dir aber auch nicht oft genug die Chance gegeben Dich frei auszudrücken. Unsere Persönlichkeit ist oftmals eine Anpassung an unsere Umwelt. Wenn alle um Dich herum laut und vielleicht auch gemein waren, dann war es nur die logische Strategie für Dich, eher zurückhaltend zu sein.
Vielleicht gehörst Du auch zu den vielen Menschen, die denken, Schüchternheit sei etwas Schlechtes. Aber stell Dir einmal vor, dass alle Menschen zu jederzeit in den Mittelpunkt drängeln würden. Das wäre eine ganz schön laute Welt, in der es letzten Endes gar keinen Mittelpunkt mehr geben würde. Denn, wenn alle laut sind, wer kann dann noch zuhören?
Zudem ist Schüchternheit ja nicht etwa eine Krankheit, sondern ein einfaches Persönlichkeitsmerkmal. Oftmals gehen Schüchternheit und Introvertiertheit einher. Introvertierte Menschen sind eher zurückhalten und hören lieber zu, statt selbst zu reden. Es geht also nicht darum, Deine Schüchternheit loszuwerden, vielmehr geht es darum, einen besseren Umgang mit Deiner Schüchternheit zu entwickeln, um Dir selbst das Leben leichter zu machen bzw. eine stärkere Persönlichkeit aufzubauen.
Ursache 3: Die Angst davor Fehler zu machen
Wenn Du besonders kritische Eltern hattest, hast Du vielleicht große Angst davor Fehler zu machen. Vielleicht wurden Deine Fehler so oft bemängelt, dass Du glaubst, Du darfst keine Fehler machen. In diesem Fall ist es wichtig, Deine Angst vor Fehlern zu verlernen.
Lerne Fehler als ein wichtiges Werkzeug in Deiner Persönlichkeitsentwicklung anzusehen
Sag Dir immer wieder, dass Fehler absolut okay sind und dass sie sogar wichtig sind, um zu Lernen. Sei Dir selbst ein ermutigendes Elternteil, das Dir liebevoll sagt „Versuch‘s nochmal. Beim nächsten Mal wird’s besser!“
Wenn Du Dich während einer Präsentation verhaspelst oder den Faden verlierst, ist das absolut okay und normal. Wichtig ist nur, dass Du weitermachst! Und zum Glück sind Deine kritischen Eltern bei Deiner Arbeits-Präsentation ja auch gar nicht anwesend.
Ursache 4: Die Angst vor Zurückweisung
Auch hier hat vielleicht Deine Kindheit ihre Abdrücke hinterlassen. Als Kind ist es natürlich unheimlich schlimm Zurückweisung zu erleben. Denn schließlich sind wir von unseren Eltern und der Gemeinschaft abhängig.
Ein kleiner Ausflug in die Evolutionspsychologie: Zurückweisung aktiviert nämlich unser Schmerzzentrum im Gehirn. Das heißt, wenn Du Zurückweisung erlebst, ist das die gleiche Information in Deinem Gehirn, als ob Dir jemand in die Magengrube schlägt.
Der Klassiker unter den Schreckens-Szenarien, ist natürlich ausgelacht zu werden. Im Mittelpunkt zu stehen und alle um einen herum zeigen lachend mit dem Finger auf Dich. Und anschließend wollen sie nie wieder etwas mit Dir zu tun haben. Aber mal ganz im Ernst: Diese Situation ist extrem, extrem unrealistisch und wird Dir mit 99.98%iger Wahrscheinlichkeit niemals im Leben wiederfahren.
Schüchternheit überwinden – Die 3 besten Tipps
Tipp 1: Werde Dir bewusst, in welchen Situationen Du schüchtern bist
Überlege Dir zunächst, in welchen Situationen Deine Schüchternheit auftritt. Wann wirst Du schüchtern? Beim Smalltalk mit den Kolleg*innen? Wenn Du mit einer großen Gruppe unterwegs bist? Bei welchen Menschen wirst Du schüchtern? Bei fremden/neuen Menschen?
Bei einer hübschen Frau oder einem hübschen Mann? Bei Deiner Familie? Wenn Du konkrete Situationen benennen kannst, wird es leichter zu verstehen, was genau Deine Schüchternheit auslöst. Außerdem kannst Du Dir überlegen, was die Situation besser machen würde.
Mehr Bewusstsein & Achtsamkeit aufzubauen ist der erste Schritt, um Schüchternheit zu überwinden
Wenn Dir Smalltfalk schwerfällt, dann überlege Dir ein paar Fragen, die Du immer stellen kannst. Oder frag Deine Freund*innen, was sie üblicherweise in diesen Situationen ihr Gegenüber fragen. Fühlst Du Dich unwohl, wenn Du mit der Party-Clique Deiner besten Freundin unterwegs bist? Dann frag beim nächsten Mal, ob sie in einen Club gehen wollen, den Du bereits kennst und wo Du Dich wohlfühlst.
Tipp 2: Werde Dir bewusst, welche Angst Deine Schüchternheit auslöst
Frage Dich dann, wovor genau Du in diesen Situationen Angst hast. Welche schlimmen Szenarien malst Du Dir aus, wenn Du einen fremden Menschen auf der Straße ansprechen willst? Hast Du Angst davor, etwas Falsches zu sagen? Hast Du Angst davor, als uncool zu gelten? Hast Du Angst davor, kritisiert zu werden?.
Nur wenn Du die Angst kennst & besser verstehst, die Dich schüchtern macht, kannst Du an ihr arbeiten & sie überwinden
Hier kannst Du Dich auch an die Ursachen der Angst erinnern. Fühlst Du Dich unwohl im Umgang mit dem beliebten Arbeitskollegen, der immer Witze auf anderer Leute Kosten machen? Gab es vielleicht einen ähnlichen Menschen in Deiner Klasse der/die immer Witze auf Deine Kosten gemacht hat?
Erinnere Dich selbst daran, dass Du kein Kind mehr bist und dass Du bereit bist die volle Verantwortung für Dein Leben zu übernehmen. Du bist nicht mehr auf andere Menschen angewiesen. Dadurch kannst Du vielleicht die Angst vor Zurückweisung abschütteln und sogar über die Witze Deines Kollegen lachen.
Tipp 3: Komm aus Deiner Komfortzone & stell Dich Deinen Ängsten
Du ahnst es sicher schon: Wir können unsere Ängste nur überwinden, wenn wir uns ihnen stellen. Deswegen ist es unausweichlich, aus Deiner Komfortzone zu treten und Dich in Situationen zu bringen, in denen Du üblicherweise besonders schüchtern wirst.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass Deine Schüchternheit damit von mal zu mal besser wird bzw. Du diese Stück für Stück überwindest. Wie schön wäre es doch, wenn Du ohne Schweißausbrüche mit Deinem Chef sprechen, selbstbewusst eine Präsentation halten oder Du ohne rot zu werden, jemand Fremden nach dem Weg oder einem Date fragen könntest.
Damit Du diese Traum-Vorstellung in die Tat umsetzen kannst, habe ich jetzt drei konkrete Übungen für Dich zusammengestellt, in denen Du Dich behaupten musst, um so Deine Schüchternheit Stück für Stück zu überwinden. Wichtig ist nur, dass Du Dich selbst dabei nicht übernimmst und Dich da nach Deinem eigenen Ermäßen an die Sachen herantraust.
Schüchternheit überwinden bedeutet ja schließlich an seinen Ängsten & limitierenden Glaubenssätzen zu arbeiten. Es bedeutet Persönlichkeitsentwicklung. Und diese folgt bekanntlich keinem anderen Zeitplan, als Deinem eigenen!
Schüchternheit überwinden – Die 3 effektivsten Übungen
Übung 1: Visualisiere, wie Du die Situation selbstbewusst meisterst
Für den Anfang musst Du Deine Komfortzone noch nicht einmal TATSÄCHLICH verlassen – Du musst Dir nur haargenau (+möglichst bildlich/lebhaft) vorstellen, wie Du sie verlässt. Überlege Dir dazu einfach eine Situation, in der Du normalerweise äußerst schüchtern werden würdest.
Visualisierung als mächtiges Werkzeug um Schüchternheit zu überwinden
Stell Dir nun vor, dass Du überhaupt nicht schüchtern bist und wie Du ohne jede Angst & Unsicherheiten diese Situation meisterst. Visualisiere also, wie Du absolut selbstbewusst auftrittst. Fühl Dich richtig rein in diese Vorstellung. Wenn Du zum Beispiel eine Präsentation halten musst, dann stell Dich Dir selbst in Deinem besten Outfit vor.
Visualisiere, wie Du aufrecht und selbstbewusst vor Deinen Kolleg*innen stehst und mit fester & klarer Stimme sprichst. Vielleicht machst Du ja sogar einen Witz und bringst damit alle zum Lachen? Stell Dir jeden Augenblick davon ganz genau vor und FÜHLE ES!
Stell Dir auch ganz genau vor, wie die Kolleg*innen nicken, während Du sprichst, oder wie sie das Design Deiner tollen Präsentation bewundern. Anschließend kommen sie zu Dir und gratulieren Dir zu Deiner hervorragenden und selbstsicheren Vortragsweise.
Diese positive Visualisierung gibt Dir Motivation, um an Deiner Schüchternheit zu arbeiten und diese zu überwinden. Denn mit genug mentaler Übung, leidest Du tatsächlich weniger unter Deiner Schüchternheit und kannst so auf diese Weise Deine Vision vom selbstbewussteren Ich auch tatsächlich ein großes Stück wahr werden lassen.
Übung 2: Halte einen öffentlichen Vortrag oder eine Präsentation
Nun ist es an der Zeit, Deine Komfortzone aber auch tatsächlich aktiv zu verlassen. Eine großartige Möglichkeit dafür ist es einen Vortrag vor fremdem Publikum zu halten. Wenn Dir das zu schwierig erscheint, kannst Du diese Präsentation vorerst auch vor Menschen halten,bei denen Du Dich weniger schüchtern fühlst, wie z.B. Deine nette Arbeitskollegin oder Deinem engsten Freundeskreis.
Ein guter Tipp dabei ist auch, mit der Schüchternheit gleich in die Offensive zu gehen. Dafür kannst Du bspw. ganz offen sagen, dass Du gerade etwas nervös bist und Dir diese Situation ein wenig Angst machst. Damit erntest Du ganz sicher kein Gelächter von Deinen Zuhörer*innen, sondern Verständnis und Mitgefühl, was Dir augenblicklich mehr Selbstvertrauen & Sicherheit verleiht.
Außerdem macht ja Übung bekanntlich den Meister. Je mehr Du Dich vorbereitest und Deinen Vortrag durchspielst, desto sicherer wirst Du. Niemand kann mal ebenso eine perfekte Präsentation aus dem Ärmel schütteln. Und diejenigen, die tatsächlich spontan freisprechen können, haben mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in ihrer Vergangenheit dutzende, oder sogar hunderte Vorträge gehalten. Also vergiss das nicht und lass Dir von Deinem inneren Kritiker nichts anderes weiß machen.
Übung 3: Frag fremde Menschen auf der Straße nach dem Weg
Eine weitere sehr effektive Übung, um aus Deiner Komfortzone zu kommen und so seine Schüchternheit Stück für Stück zu überwinden, ist es fremde Menschen anzusprechen und zu versuchen sie in ein kurzes Gespräch zu verwickeln. Denk dabei im Vorfeld einfach daran, dass diese Situation sehr wahrscheinlich sowieso wahnsinnig schnell vorbei sein wird. Alles, was Du tun musst, sind vielleicht ein oder zwei Sätze mit einer fremden Person zu wechseln. Diese 30 bis 60 Sekunden packst Du doch mit links, nicht wahr?
Mach also die Straße und fremde Menschen zu Deinem persönlichen Trainings-Parkour gegen die Schüchternheit. Frag eine Person auf der Straße doch einfach mal sympathisch & locker nach der Uhrzeit – kurze Erholung. Dann frag die nächste Person nach dem Weg (irgendwohin) – kurze Pause. Frag wieder eine Person nach der Uhrzeit und wenn Du schon dabei bist, frag sie auch, ob sie Dir denn vielleicht irgendein gutes Cafè hier in der Nähe empfehlen kann.
Geschafft! Dein erstes Intervall-Training gegen die Schüchternheit wäre dann damit bereits abgeschlossen und glaub mir, Du wirst Dich danach augenblicklich deutlich selbstbewusster und weniger schüchtern fühlen. Worauf wartest Du also noch?
Du bist eigentlich selbstbewusst – Du hast es nur verlernt
Ich hoffe ich konnte Dir mit diesem Artikel dabei helfen zu verstehen, dass der Dreh und Angelpunkt, um Deine Schüchternheit zu überwinden, in dem Aufbau von mehr Selbstbewusstsein & Selbstvertrauen liegt. Dabei gibt es sicherlich jetzt schon jede Menge Situationen, in denen Du selbstbewusst bist. Und in anderen Situationen überkommen Dich wiederum Ängste & Zweifel, die dann eben zu Deiner Schüchternheit führen.
Das heißt aber im Grunde, dass Du eigentlich bereits selbstbewusst bist, Du weißt nur noch nicht, wie Du Dein Selbstbewusstsein & Dein Selbstvertrauen auch in den Situationen aktivieren kannst, in denen Du Dich bisher noch etwas schüchtern und unsicher fühlst.
Arbeite an Deinem Selbstvertrauen und die Schüchternheit wird von selbst verschwinden
Wenn Du Dich also weiterhin aus Deiner Komfortzone heraustraust, und dabei auch gleichzeitig akzeptierst, dass es vollkommen ok ist auch mal etwas unsicher & schüchtern zu sein, dann stärkst Du Dein Selbstbewusstsein und fühlst Dich damit zukünftig automatisch weniger schüchtern.
Auf diese Weise kreierst Du also eine Art positiver Aufwärstspirale, die Dir dabei hilft Deine Schüchternheit zu überwinden und eine stärkere Persönlichkeit aufzubauen. Ich wünsche Dir dabei auf jeden Fall jetzt schon viel Vergnügen, viel Erfolg und alles erdenklich Gute.
Nutze Dein Potenzial,
Alex Bellon